MZ - Sangerhäuser Zeitung - 13.11.2009
ARBEITSMARKT Rückläufige Schülerzahlen
erschweren die Suche nach Bewerbern.
Ausbildungsmesse in der Mammuthalle gut besucht
SANGERHAUSEN/MZ/Helga Koch - Andrang in der Sangerhäuser Mammuthalle:
Hunderte Jugendliche aus Sekundarschulen in Mansfeld-Südharz haben gestern
die erste zentrale Ausbildungsmesse des Landkreises besucht. 42 Firmen aus
der Region stellen auch am heutigen Tag nochmals ihre Ausbildungsberufe vor.
Die Messe wurde durch die bisher einzeln agierenden Kräfte, dem Regionalen
Ingenieurpool aus der Lutherstadt Eisleben und dem Schornsteinfegermeister
Thomas Klaube aus Sangerhausen mit Unterstützung der Agentur für
Arbeit organisiert.
Vorbei die Zeiten, als es viele Bewerber und zu wenig Lehrstellen gab. Neuerdings
fällt es den Betrieben immer schwerer, passende Bewerber zu finden. "Das
geeignete
"Die Zahl der Bewerber geht zurück, aber noch mehr die Qualität."
Diana Leseberg
S & G Automobilgesellschaft
Potential fehlt", sagt Marion Elstner von der Sangerhäuser Stadtverwaltung.
Wer sich um eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten bewirbt, müsse
einen guten erweiterten Realschulabschluss vorweisen, Allgemeinwissen und
Kenntnisse über die Stadt Sangerhausen haben.
Bei der S & G Automobilgesellschaft, die eine Niederlassung in Eisleben
hat, ist in diesem Jahr eine Lehrstelle zum Automobilkaufmann unbesetzt geblieben.
"Die Zahl der Bewerber geht zurück, aber noch mehr die Qualität",
beobachtet Diana Leseberg, seit 15 Jahren im Unternehmen für die Ausbildung
verantwortlich. "Niemand will mehr Koch werden", stellt Siegfried
Schwarz von der Volksküche fest. Bei der Firma Schäfer´s in
Teutschenthal gibt es "noch sehr gute Bewerberzahlen", so Ausbilderin
Claudia Wilk. "Das sind jetzt weniger Real- und mehr Hauptschüler,
teils aber mit gutem Abschluss. Bei uns haben sie eine Chance." Interesse
am Agrarbereich verzeichnet Ines Okunowski vom Landesbauernverband: "Wer
sich bewirbt, braucht auf jeden Fall einen Schulabschluss und gute Noten."
Bewerber müssten interessiert und handwerklich geschickt sein, eigenverantwortlich
arbeiten, mit Computern und modernen Maschinen umgehen können.
Die Ausbildungsmesse, erläutert Frank Höhle von der Sangerhäuser
Arbeitsagentur, soll den Schülern bei der Berufsorientierung helfen:
indem Achtklässler die Anforderungen der Arbeitgeber kennen lernen, Neuntklässler
geeignete Angebote für sich finden und Zehntklässler sich aktiv
bewerben.
Um die Schüler zu unterstützen, erhielten sie einen mehrseitigen
Fragebogen. Den galt es teils schon vorher auszufüllen: über die
ausstellenden Branchen, Berufsfelder , persönlichen Interessen, den Wunschberuf
und Alternativen. Außerdem sollten die Jugendlichen Arbeitsorte und
körperliche Voraussetzungen erkunden, sich über die geforderten
Fähigkeiten, Kenntnisse und wichtige Schulfächer informieren und
zum Beispiel auch den gewünschten Schulabschluss notieren. Und im Nachhinein
abwägen, wie realistisch ihr Wunsch ist und welche Berufe noch in Frage
kämen.
Gezielt informierten sich die Neuntklässler der Sangerhäuser Pestalozzischule,
die sich mit Awo-Schulsozialarbeiterin Ute Engel und Berufsberater Gerald
Krock auf den Messebesuch vorbereitet hatten. David Bolz will Berufssoldat
werden, Kevin Hentsche Tierpfleger, Wassili Hartmann Landwirtschaftsmechaniker
und Kevin Lachmund Maler und Lackierer oder notfalls auch Maurer.
Noch nicht ganz schlüssig sind sich Stephanie Brehme und Carolin Wollschläger,
Zehntklässler der KGS Benndorf. Stephanie schwankt zwischen Bankkauffrau
und Mediengestalterin. Carolin hat sich seit langem ihre Zukunft als Erzieherin
vorgestellt; nun grübelt sie, ob sie vielleicht Krankenschwester werden
sollte. Für beide steht aber eins fest: Sie wollen ihre Bewerbung unbedingt
mit einem erweiterten Realschulabschluss "untermauern".